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Thursday, August 26, 2010

Maugham - Der Magier

Nachdem ich das 'Vergnügen' hatte, W. Somerset Maughams "parapsychologischen Roman" The Magician zu lesen, erlaube ich mir eine kurze Kritik dazu:
Nach vor allem sprachlich gelungenem kurzen Auftakt fällt das Werk ab und verflacht zu einem Wechselspiel zwischen langatmigen und endlosen Monologen über Mystik und Mythologie auf der einen und einer hanebüchenen, unglaubhaften und sehr konstruierten Thrillerhandlung auf der anderen Seite. Bis auf die eigentliche Hauptfigur Oliver Haddo - und die auch nur mäßig - bleiben alle Charaktere blaß und uninteressant:
Es ist schlicht egal, was aus dem oberflächlichen und gegenüber jeder Begeisterung immunen Arthur, seiner allenfalls die Tiefe eines Abziehbilds erreichenden Verlobten Margaret, der sich aufs Stichwortgeben beschränkenden Susie und dem großväterlich-professoral agierenden Alchemieberater Dr. Porhoët wird - es ist egal, weil alle Figuren in erster Linie mit ihrem Wohlstand und ihrer unmäßigen Langeweile hadern und nur der feiste Teufel Haddo etwas Abwechslung in ihr spießiges und im Grunde trostloses Leben zu bringen vermag, eine Abwechslung, die allerdings für den armen Leser keine ist, da die schwülstigen Gespräche schon nach kurzer Zeit so nerven, dass man sich fragt, was belastender ist: die Beschreibungen der okkulten Welt oder der realen.
Das hollywoodkompatible Ende gibt dem leidvoll duldsamen Leser dann den Rest.
Einen Pluspunkt gibt es - mit viel Wohlwollen - für die durchaus feinsinnig-ironische Beschreibung der Pariser Künstler in der Gaststätte. Mehr davon hätte dem Buch gutgetan.
Der Rest ist so unbedeutend und nichtssagend wie Margaret Dauncey.

Wednesday, August 4, 2010

Splitter XXIV

Ganz passend stolpere ich heute - nachdem ich vor einigen Tagen Christopher Nolans Inception gesehen habe - über folgenden Satz:
"'Was ist die Welt anderes als ein Bild? Das Leben selbst ist nur ein Symbol. Wenn Sie uns sagen können, was Wirklichkeit ist, müssen Sie ein weiser Mann sein.'"

(W. Somerset Maugham - Der Magier)

Monday, April 5, 2010

Splitter XX

Wenn mich einer fragen würde, wie Denis Johnson so schreibt, würde ich antworten: Nimm einen Text von Bukowski, zart und zerbrechlich, denk dir das Optimistische raus und dafür harte Drogen dazu, schon hast du einen Johnson.
Mich fragt aber keiner. Darum zitiere ich einfach wieder was von ihm:
"Als ich begriff, wie lange ich bewußtlos gewesen war und daß ich um ein Haar für immer abgetreten wäre, kam es mir vor, als glänzte unser schäbiges Zuhause wie Talmischmuck. Ich war außer mir vor Freude, daß ich nicht tot war. Ich hatte nie groß über den Sinn von allem nachgedacht, und wenn doch, dann war ich bestenfalls darauf gekommen, daß ich das Opfer eines Witzes sein müsse. Mehr war nie gewesen: kein Rühren an den Saum des Mysteriums, kein Gedanke daran, und zwar bei keinem von uns – aber da sprech ich wohl doch nur für mich selber, daß unsere Lungen sich mit Licht gefüllt hätten oder was weiß ich. Dennoch, in jener Nacht erlebte ich einen Moment voll Herrlichkeit. Ich war mir sicher, daß ich hier war, auf dieser Welt, weil ich keinen andern Ort ertragen konnte."

(Denis Johnson - Frei gegen Kaution, aus: Jesus' Sohn)

Tuesday, November 10, 2009

Eine haarige Angelegenheit

Und ich hatte schon befürchtet, dieses klassische Genre sei ausgestorben!: mit Joe Johnstons The Wolfman kommt endlich mal wieder ein Film ins Kino, der das Tier im Manne zum Gegenstand hat.
Passend dazu zitiere ich den bekannten Klassiker von Christian Morgenstern:

Der Werwolf


Ein Werwolf eines Nachts entwich
von Weib und Kind, und sich begab
an eines Dorfschullehrers Grab
und bat ihn: Bitte, beuge mich!

Der Dorfschulmeister stieg hinauf
auf seines Blechschilds Messingknauf
und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
geduldig kreuzte vor dem Toten:

"Der Werwolf", - sprach der gute Mann,
"des Weswolfs"- Genitiv sodann,
"dem Wemwolf" - Dativ, wie man's nennt,
"den Wenwolf" - damit hat's ein End.'

Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
er rollte seine Augenbälle.
Indessen, bat er, füge doch
zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!

Der Dorfschulmeister aber mußte
gestehn, daß er von ihr nichts wußte.
Zwar Wölfe gäb's in großer Schar,
doch "Wer" gäb's nur im Singular.

Der Wolf erhob sich tränenblind -
er hatte ja doch Weib und Kind!!
Doch da er kein Gelehrter eben,
so schied er dankend und ergeben.

(Christian Morgenstern)

Sunday, September 13, 2009

Чехов & Musil - eine Lesung

Zwei Mitschnitte von der heutigen Auftakt-Lesung der Literatur-Reihe der Bassgeige Braunschweig, organisiert von Andreas Kothe.


Ich lese Anton Čekhov - Die Macht des Bösen


Volkmar liest Robert Musil - Das Fliegenpapier

Wednesday, September 9, 2009

Wenn Polonius ein Muslim wär'...

Als ich in Kurban Saids wunderbarem Roman Ali und Nino (nochmals großen Dank an A.A.M. für die Empfehlung!) zu der Stelle gelange, da Ali, nachdem er seine Abiturprüfung bestanden hat, kurz vor seiner Abfahrt nach Moskau ins Lazarewsche Institut für orientalische Sprachen steht und sein Vater ihm eine Lebewohlpredigt hält, muss ich sofort an die Abschiedsrede des Polonius im ersten Akt des Hamlet denken, wo dieser seinen zum Studium nach Frankreich abreisenden Sohn bekanntermaßen wie folgt belehrt:
Polonius. Noch hier, Laertes? Ei, ei! an Bord, an Bord,
Der Wind sitzt in dem Nacken Eures Segels,
Und man verlangt euch. Hier mein Segen mit dir -
(indem er dem Laertes die Hand aufs Haupt legt.)
Und diese Regeln präg in dein Gedächtnis:
Gib den Gedanken, die du hegst, nicht Zunge,
Noch einem ungebührlichen die That.
Leutselig sei, doch keineswegs gemein.
Dem Freund, der dein, und dessen Wahl erprobt,
Mit ehrnen Haken klammr’ ihn an dein Herz.
Doch härte deine Hand nicht durch Begrüßung
Von jedem neugeheckten Bruder. Hüte dich
In Händel zu geraten; bist du drin:
Führ sie, daß sich dein Feind vor dir mag hüten.
Dein Ohr leih jedem, wen’gen deine Stimme;
Nimm Rat von allen, aber spar dein Urteil.
Die Kleidung kostbar, wie’s dein Beutel kann,
Doch nicht ins Grillenhafte; reich, nicht bunt:
Denn es verkündigt oft die Tracht den Mann,
Und die vom ersten Rang und Stand in Frankreich
Sind drin von edelster und feinster Wahl.
Kein Borger sei und auch Verleiher nicht;
Sich und den Freund verliert das Darlehn oft,
Und borgen stumpft der Wirtschaft Spitze ab.
Dies über alles: sei dir selber treu,
Und daraus folgt, so wie die Nacht dem Tage,
Du kannst nicht falsch sein gegen irgend wen.
Leb wohl! Mein Segen fördre dies an dir!
Bei Kurban Said lauten die Ratschläge des Vaters an seinen Sohn so:
"Mein Sohn, jetzt da du ins Leben trittst, ist es notwendig, dass ich dich noch einmal an die Pflichten eines Muslim mahne. Wir leben hier im Lande des Unglaubens. Um nicht unterzugehen, müssen wir an alten Sitten und an alten Bräuchen festhalten. Bete oft, mein Sohn, trink nicht, küsse keine fremden Frauen, sei gut zu den Armen und Schwachen und immer bereit, das Schwert zu ziehen und für den Glauben zu fallen. Wenn du im Felde stirbst, so wird es mir, dem alten Mann, wehe tun, wenn du aber in Unehren am Leben bleibst, werde ich alter Mann mich schämen. Vergib nie den Feinden, mein Sohn, wir sind keine Christen. Denke nicht an morgen, das macht feige, und vergiss nie den Glauben Mohammeds, in schiitischer Auslegung der Richtung des Imam Dschafar. [...] Und um eines flehe ich dich an: Befasse dich nicht mit Politik! Alles, was du willst, nur keine Politik."

Monday, September 7, 2009

Splitter IX

"'Uns dagegen verachten die Europäer sehr, weil uns die Feinde Feinde sind, weil wir sie töten und nicht schonen. Sie verachten uns, weil wir vier Frauen haben dürfen, obwohl sie selbst oft mehr als vier haben, und weil wir so leben und regieren, wie uns Gott befohlen hat.'
Der Onkel verstummte. Es wurde dunkel. Sein Schatten glich einem hageren, alten Vogel. Er richtete sich auf, hüstelte greisenhaft und sagte inbrünstig:
'Und trotzdem, obwohl wir alles tun, was unser Gott von uns verlangt, und die Europäer nichts, was ihr Gott von ihnen verlangt, nimmt ihre Macht und ihre Kraft dauernd zu, während unsere abnimmt. Wer kann mir erklären, woher das kommt?'
Wir konnten es ihm nicht sagen. Er erhob sich, ein alter, müder Mann, und torkelte hinunter in sein Zimmer."

(Kurban Said - Ali und Nino)

Thursday, August 27, 2009

Splitter VIII

"'Sie haben die Seele eines Wüstenmenschen', sagte er, 'vielleicht gibt es nur eine richtige Einteilung der Menschen: in Waldmenschen und Wüstenmenschen. Die trockene Trunkenheit des Orients kommt von der Wüste, wo heißer Wind und heißer Sand den Menschen berauschen, wo die Welt einfach und problemlos ist. Der Wald ist voller Fragen. Nur die Wüste fragt nichts, gibt nichts und verspricht nichts. Aber das Feuer der Seele kommt vom Wald. Der Wüstenmensch - ich sehe ihn -, er hat nur ein Gefühl und kennt nur eine Wahrheit, die ihn ausfüllt. Der Waldmensch hat viele Gesichter. Der Fanatiker kommt von der Wüste, der Schöpferische vom Walde her. Das ist wohl der Hauptunterschied zwischen Ost und West.'"

(Kurban Said - Ali und Nino)

Tuesday, August 25, 2009

Splitter VII

"Es gibt keine Nacht, in der ich nicht von alldem träume, und jeden Tag tanzen die Erinnerungen in meinem Kopf, und ich quäle mich mit der Frage, warum das alles so gekommen ist. Sicher, wir hatten eine Menge Spaß damals, und doch war bei dem, was wir taten, eine Art Verlorenheit in uns, die ich schwer erklären kann."

(Clemens Meyer - Als wir träumten)

Sunday, August 23, 2009

Splitter VI

"Should I marry W.? Not if she won't tell me the other letters in her name."

(Woody Allen - Selections from the Allen Notebooks)

Wednesday, August 19, 2009

Splitter V

"Ich habe einen Mann mit reinem Herzen gekannt, der sich weigerte, den Menschen zu mißtrauen. Er war ein Pazifist und Anarchist, seine unteilbare Liebe galt der gesamten Menschheit und der Tierwelt natürlich auch. Ganz fraglos eine erlesene Seele. Nun, während der letzten Glaubenskriege zog er sich aufs Land zurück. Über der Tür seines Hauses stand zu lesen: 'Woher du auch kommen magst, tritt ein und sei willkommen.' Was glauben Sie, wer dieser hochherzigen Einladung Folge leistete? Ein paar Angehörige der französischen Miliz. Sie traten ein, ohne anzuklopfen, und rissen ihm die Gedärme aus dem Leib."

(Albert Camus - Der Fall)

Friday, August 7, 2009

Splitter IV

"Ich habe heute einen Brief geschrieben, dabei ist es mir aufgefallen, daß ich erst drei Wochen hier bin. Drei Wochen anderswo, auf dem Lande zum Beispiel, das konnte sein wie ein Tag, hier sind es Jahre. Ich will auch keinen Brief mehr schreiben. Wozu soll ich jemandem sagen, daß ich mich verändere, bleibe ich ja doch nicht der, der ich war, und bin ich etwas anderes als bisher, so ist klar, daß ich keine Bekannten habe. Und an fremde Leute, an Leute, die mich nicht kennen, kann ich unmöglich schreiben."

(Rainer Maria Rilke,
Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge
)

10x10

Es ist soweit...

10 Texte
10 Lesende

13. September 2009
19.30 Uhr
38100 Braunschweig
Bassgeige

Monday, August 3, 2009

Splitter III

"'Listen. You got nothing to worry about. I don't need a fucking AIDS test. Listen to me. Are you hearing me? You get that disease, I take care of you. I take you to Bangkok. I keep a place there, on the river. Best smack in the world. Fifty cents. I keep you loaded. You'll never suffer. You start hurting, I'll take you out. I'll kill you myself. With my own hands. I promise.'"

(Kate Braverman - Tall Tales from the Mekong Delta)

Sunday, August 2, 2009

Splitter II

"Her father was a lawyer and made a lot of money and came home looking pale and happy. Martinis put color back in his face, and at dinner he talked to his wife and two children."

(Andre Dubus - The Fat Girl)

Thursday, July 16, 2009

Splitter I

"Wie lange dauert es, bis man den Geruch desjenigen vergisst, der einen geliebt hat? Und wann hört man auf, selbst zu lieben? Man gebe mir eine Eieruhr."

(
Anna Gavalda - Ich habe sie geliebt)

Sunday, May 17, 2009

Hätten Sie's gewusst?

Edgar Allan Poe war nach seinem Tod Staatsanwalt in Maryland. (Aber nicht dass jetzt einer auf falsche Gedanken kommt und meint, Zombie zu sein reiche für den Job aus!)