Monday, December 28, 2009

Kampf der Kulturklimbimse

"Phobie heißt Angst oder Furcht. Das Gerede von Islamophobie aber meint Ressentiment oder Haß. Es wirft die Feinde eines Aberglaubens absichtsvoll zusammen mit den Feinden der Menschen anderer Herkunft. Wer den Islam mißachtet, soll das heißen, ist Rassist. Auf die satten Mehrheiten trifft das zu. Was aber machen wir mit Leuten wie mir, die den Zugewanderten und besonders den Frauen unter ihnen Zugang zu Kitas, Schulen, Universitäten Berufen verschaffte sehen wollen, statt für den Bau von Minaretten zu demonstrieren und ihren Kulturklimbim zu respektieren, der doch vorwiegend aus Gebeten und schlechter Musik besteht, aus türkischen, afghanische oder arabischen Mixas, Moiks und Bohlens. Ausländer rein! Allah raus! (Die werten anderen Götter eingeschlossen.)"

(Hermann L. Gremliza in konkret 12/2009)

Sunday, December 27, 2009

Take The 'Ice' Train

Chortophanie Uppsala C

May your glass be ever full.
May the roof over your head be always strong.
And may you be in Stockholm a full half hour
Before the devil knows you're in Uppsala.

(Irischer Trinkspruch, leicht bearbeitet)


Monday, November 30, 2009

Zitat des Tages

"Ich bin grundsätzlich auch Optimist.
Das ist ja das Schreckliche."

(R.R.)

Sunday, November 29, 2009

Von Zahnrädern & Menschen

Oberhausen verwöhnt den geneigten Besucher schon im Bahnhof mit (ab-)bildender Kunst:


Dornige Erinnerung, eckiggraues Etwas

Freiheit der Kunst - auf dem Weseler Bahnhofsvorplatz sind konkretestes Gemahnmale und surreales Gebildnis nur durch schnöden Pfad getrennt:


Friday, November 27, 2009

Ins (stille) Gebet genommen

Im Katholischen Zentrum Groß St. Martin in Köln betet man still. So still, dass A.A.M. und ich uns uneins waren, ob es sich bei der weißgekleideten Person um Puppe (meine Meinung) oder Mensch (so A.A.M.) handelte:

Thursday, November 26, 2009

Ja, ist denn schon Weihnachten?

In Bocholt ist dem augenscheinlich so - und dabei ist's erst November! Und während der Alte noch das Fallen übt, trabt das leuchtende Ren bereits der Erfüllung seiner freudigen Pflicht entgegen:

Monday, November 23, 2009

Yes We Can!

Ein Motto, das im Angesicht solcher Aktenmonstren geradezu unangemessen optimistisch klingt. Und ja, es handelt sich um einen Vorgang:

Sunday, November 22, 2009

Marco, 34, totalentladen

Marco ruft bei Domian an und fasst sich kurz, weil sich immer, wenn er CO2 inhaliert und dazu masturbiert, sein Hirn selbständig und abgekoppelt von der Aussenwelt totalentlädt und er dann Gott sieht. Das sei zwar unendlich schwer und unendlich unglaubhaft, aber eben auch unendlich abartig - zumindest bis man zur richtigen Realiät hinter der Barriere gelangt und den geilen Ton und das gleißende Licht im Zentrum sieht, ab dann werde es richtig derb.

Saturday, November 21, 2009

Splitter XVII

"Seit Jahrhunderten sind wir durch unsere Lehrer, durch unsere Autoritäten, durch unsere Bücher und durch unsere Heiligen gegängelt worden. Wir erwarten, dass sie uns alles offenbaren, was hinter den Hügeln, den Bergen und der Erde liegt. Und wir sind mit ihrer Darstellung zufrieden, das bedeutet, dass wir von Worten leben und unser Leben hohl und leer ist.
Wir sind Menschen aus zweiter Hand. Wir haben von dem gezehrt, was man uns gesagt hat, und ließen uns entweder durch unsere Neigungen und Absichten leiten oder durch das, was uns durch die Umstände und die Umwelt aufgezwungen wurde. Wir sind das Resultat aller möglichen Einflüsse.
In uns ist nichts Neues, nichts, das wir selbst entdeckt haben, nichts Ursprüngliches, Urtümliches, Leuchtendes."

(
Jiddu Krishnamurti - Einbruch in die Freiheit)

Friday, November 20, 2009

Yes We Can?

War es ironisch oder motivierend gemeint oder geschah es gar völlig absichtslos, als mir meine Geschäftsstelle heute ausgerechnet diesen Karton als Neueingang vorlegte? Wie auch immer: Solche Aktenhaufen sind anschaulichstes Beispiel dafür, wieso man als allererstes immer seine Zuständigkeit prüfen sollte...

Monday, November 16, 2009

Blind zum Zuge kommen...

...kann man mit diesem hilfreichen Plan im Bahnhof Hannover. Hauptsache, man findet ihn:

Sunday, November 15, 2009

Second Bill Of Rights im ersten SGB?

Um unsere etwas festgefahrenen Differenzen bezüglich der Möglichkeit einer kommunistischen Staats-, Ökonomie- und Gesellschaftsordnung um eine externe Meinung zu bereichern, beschlossen A.A.M. und ich heute, uns Michael Moores Capitalism: A Love Story im Uppsalaer Royal gesehen.
Wie immer bei Moore ist auch diese Doku genauso richtig wie stark vereinfachend, sehr packend und moralisch absolut gerechtfertigt.
Als es gegen Ende des Films zur von Präsident Roosevelt am 11.01.1944 verkündeten 'Second Bill Of Rights' kam, wo es heisst:
"We have accepted, so to speak, a second Bill of Rights under which a new basis of security and prosperity can be established for all—regardless of station, race, or creed. Among these are:
The right to a useful and remunerative job in the industries or shops or farms or mines of the nation;
The right to earn enough to provide adequate food and clothing and recreation;
The right of every farmer to raise and sell his products at a return which will give him and his family a decent living;
The right of every businessman, large and small, to trade in an atmosphere of freedom from unfair competition and domination by monopolies at home or abroad;
The right of every family to a decent home;
The right to adequate medical care and the opportunity to achieve and enjoy good health;
The right to adequate protection from the economic fears of old age, sickness, accident, and unemployment;
The right to a good education.
All of these rights spell security. And after this war is won we must be prepared to move forward, in the implementation of these rights, to new goals of human happiness and well-being. America’s own rightful place in the world depends in large part upon how fully these and similar rights have been carried into practice for our citizens.",
mussten wir beide sofort an den am Vormittag gemeinsam gelesenen § 2 I des ersten Sozialgesetzbuchs (SGB I) denken, wo es heisst:
"Das Recht des Sozialgesetzbuchs soll zur Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit Sozialleistungen einschließlich sozialer und erzieherischer Hilfen gestalten.
Es soll dazu beitragen,
ein menschenwürdiges Dasein zu sichern,
gleiche Voraussetzungen für die freie Entfaltung der Persönlichkeit, insbesondere auch für junge Menschen, zu schaffen,
die Familie zu schützen und zu fördern,
den Erwerb des Lebensunterhalts durch eine frei gewählte Tätigkeit zu ermöglichen und
besondere Belastungen des Lebens, auch durch Hilfe zur Selbsthilfe, abzuwenden oder auszugleichen."

Stockholm Löwenstadt?

Schweden ist ja das Traumland für einträchtige Braunschweig-Fans...

...wegen der Farben...

...und Formen.

Friday, November 13, 2009

Der zerbrochene Krug

Ein Druckerzeugnis II

Nachdem ich bei meinem Lieblingsbaecker gewesen war und mir die verschiedenen Spekulatius-Sorten hatte erklaeren lassen, fuhr ich an einer Bocholter Galerie vorbei. Die an der dortigen Tuer ausgehaengte Ankuendigung der Ausstellung Engelsorte liess mich zunaechst raetseln, was fuer eine Sorte von Engeln wohl gemeint sein koennten (ich bin leider kein Experte in Angelologie). Bis ich darauf kam, dass eigentlich Engels-Orte gemeint waren, hatte ich schon den Bahnhof erreicht.
Man sieht wieder einmal: der Bindestrich hat seinen Sinn und freut sich, wenn man ihn hin und wieder zum Einsatz bringt.

Thursday, November 12, 2009

Splitter XVI

"Ich will Kalif werden anstelle des Kalifen!"

(Isnogud, Großwesir)

Wednesday, November 11, 2009

Original statt Fälschung

Da empfehle ich seit Jahr und Tag den Leuten: kuckt (mit k!) die Filme im Original, nicht in der synchronisierten Fassung, und schließt auch am besten der 'Gegen-Synchro-Bewegung' an.
Weil: Synchro ist wie ein fremdsprachiges Lied nacherzählen, also notwendigerweise nie so authentisch und kraftvoll wie original. Weil: zu einem Schauspieler gehört auch (vor allem) seine Stimme. Und last not least weil: mit gesubtitleten Originalen kann man die entsprechende Sprache zumindest passiv zügig erlernen.
Letzteres gilt meiner Meinung nach besonders, wenn die Untertitel nicht deutsch sind, sondern der gesprochenen Sprache entsprechen (also bei englischsprachigen Filmen auch englische Untertitel usw.).
Schön, dass ich damit nicht allein stehe, sondern sogar (Hear ye! Hear ye!) in wissenschaftlicher Gesellschaft bin:
"Zum Erlernen einer Fremdsprache bieten Film-DVDs eine unschätzbare Hilfe. Wer etwa sein Englisch-Verständnis aufbessern will, sollte englischsprachige Filme nicht nur in der Originalversion anschauen, sondern dabei die Untertitel ebenfalls auf Englisch. Liest man dagegen die Dialoge in seiner eigenen Muttersprache mit, wird die Aufmerksamkeit von der Fremdsprache weggelenkt, schreiben Holger Mitterer und James McQueen vom Max-Planck-Institut für Psycholinguistik in Nijmegen im Fachmagazin PLoS One."

(Quelle: SPON vom 11.11.2009)

der weg & das wordle

Tuesday, November 10, 2009

Eine haarige Angelegenheit

Und ich hatte schon befürchtet, dieses klassische Genre sei ausgestorben!: mit Joe Johnstons The Wolfman kommt endlich mal wieder ein Film ins Kino, der das Tier im Manne zum Gegenstand hat.
Passend dazu zitiere ich den bekannten Klassiker von Christian Morgenstern:

Der Werwolf


Ein Werwolf eines Nachts entwich
von Weib und Kind, und sich begab
an eines Dorfschullehrers Grab
und bat ihn: Bitte, beuge mich!

Der Dorfschulmeister stieg hinauf
auf seines Blechschilds Messingknauf
und sprach zum Wolf, der seine Pfoten
geduldig kreuzte vor dem Toten:

"Der Werwolf", - sprach der gute Mann,
"des Weswolfs"- Genitiv sodann,
"dem Wemwolf" - Dativ, wie man's nennt,
"den Wenwolf" - damit hat's ein End.'

Dem Werwolf schmeichelten die Fälle,
er rollte seine Augenbälle.
Indessen, bat er, füge doch
zur Einzahl auch die Mehrzahl noch!

Der Dorfschulmeister aber mußte
gestehn, daß er von ihr nichts wußte.
Zwar Wölfe gäb's in großer Schar,
doch "Wer" gäb's nur im Singular.

Der Wolf erhob sich tränenblind -
er hatte ja doch Weib und Kind!!
Doch da er kein Gelehrter eben,
so schied er dankend und ergeben.

(Christian Morgenstern)

Monday, November 9, 2009

Hurra, hurra?

War es eine exzessive PR-Aktion, oder sind die Braunschweiger 'Fans' tatsächlich so krass, wie es der jüngste Angriff auf einen mit Hannoiern gefüllten Zug in Weddel nahelegt:
"Die Gewalttäter lauerten ihnen auf dem Vorortbahnhof Weddel auf - und griffen an, als der Zug mit 35 Bundespolizisten an Bord dort einfuhr. Fenster wurden mit Baseballschlägern, Steinen und Eisenstangen eingeschlagen, dann Rauchkörper ins Innere geworfen. Ein Waggon wurde so demoliert, dass er für die Fahrgäste gesperrt werden musste. Der Angriff dauerte nur zwei Minuten."

(Quelle: SPON vom 09.11.2009)
Die berechtigte Frage des Spiegel-Schreibers
"Wie brutal geht es in Deutschlands niedrigen Fußballligen zu?"
kann daher klar beantwortet werden: sehr.

Kann man nicht oft genug sagen...

Saturday, November 7, 2009

Magie des Augenblicks

Es gibt Momente, die sind so wunderschön und einzigartig, dass man sie - getreu Christopher McCandless' Motto
"Happiness is only real when shared"
- mit allen nahen Menschen teilen möchte. Was letztlich aber leider nur mit den Dabeiseienden gelingt, da der Zauber des Moments sich allenfalls nacherzählen, nicht jedoch nacherleben lässt. Deshalb bin ich sehr glücklich, dass ich den gestrigen Konzertabend der International Guitar Night 2009 gemeinsam mit D.V., A.B., J.S. und M.A-K. erleben durfte.
Dass es ein grandioses Ereignis werden würde, war uns schon vorher klar. Die Konzerte dieser mittlerweile deutschlandweit zur Institution gewordenen jährlichen Tournee werden seit jeher von brillanten Gitarristen gegeben, die technisch und musikalisch nur als meisterhaft bezeichnet werden können. Die Namen Peter Finger und Bob Bonastre sprechen schon für sich. Aber auch die Newcomer David Lindorfer und Karim Baggili können bereits auf eine eindrucksvolle Karriere zurückblicken. Alle vier incl. des 'Warm-Up'-Gitarristen zu Beginn bestätigten diese Erwartung nicht nur, sondern übertrafen sie sogar. Unnötig zu bemerken, dass der von allen vier Gitarristen gemeinsam (!) performte Schlussteil nichts anderes als ein Feuerwerk war.


Und doch war Magdeburg heute abend etwas ganz besonderes. Ich weiss nicht, woran es lag - an der freundlichen, offenen und gespannten Stimmung in der gefüllten Pauluskirche? an der Begeisterung des Publikums von der ersten Note an? an unserem Logenplatz genau über der Bühne? Womöglich war es eine Mischung aus alldem und darüber hinaus der schlichte Fakt, dass die richtigen Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Es passte einfach alles.
Einen ganz persönlichen Gänsehaut-Augenblick hatte ich, als sich Bob Bonastre nach dem zweiten Stück ans Publikum wandte und sagte:
"I wanna play a piece for someone who wrote me. His name is laertesdd. Are you here tonight?"
Ich dachte, mein Herz bleibt stehen. Und dann spielte er tatsächlich - trotz kalter Finger und obwohl es "ein schweres Stück" ist, wie er mir nach dem Konzert schmunzelnd anvertraute - Bois d'ébène für mich und uns und erfüllte mir so den Wunsch, den ich ihm einige Wochen zuvor über seinen Account bei YouTube geschickt hatte.
Und dann natürlich Karim Baggili! Selten durfte ich solch überirdisch schöne Musik hören wie die fragilen, zarten und doch kraftvollen Kompositionen dieses schlanken schönen ruhigen Mannes, deswegen versuche ich auch gar nicht, sie mit Worten zu beschreiben. Und nicht nur ich war und bin noch sprachlos. Nach dem ersten Stück blickte A.B. mich kopfschüttelnd und mit weit aufgerissenen Augen an und sagte bloß: "Wie romantisch kann man eigentlich sein?". Und D.V. nennt Baggili nur noch "the living god." Was das ganze Publikum nicht anders empfunden haben dürfte: Nachdem Baggili geendet hatte, brandete Applaus auf - und schien nicht enden zu wollen. Obwohl Baggili mehrmals lächelnd "Thank you" ins Mic sagte, hielt das begeisterte Klatschen und Johlen und Pfeifen gefühlte fünf Minuten an.
Wir ließen uns dann nach dem Konzert nicht nehmen, unsere Favoriten am Merch-Stand anzusprechen und zum Fototermin zu bitten:

"Herr Finger, darf ich Ihnen bitte mal die Hand schütteln?"
A.B. und Peter Finger

"Sigh...!"
D.V. und Karim Baggili

"Merci pour tout, maître!"
Meine Wenigkeit und Bob Bonastre

Auf dem Nachhauseweg lief dann Baggilis Lua in Dauerschleife (D.V. hatte seine CD vorsichtshalber gleich zweimal gekauft), und während wir über die leere Autobahn fuhren und J.S. und M.A-K. auf dem Rücksitz schon schliefen, war ich mir schon nicht mehr ganz sicher, ob das alles nicht doch vielleicht ein Traum gewesen war.
Nach A.B.s und D.V.s entrücktem Dauergrinsen zu schließen, mussten wir aber wohl denselben Traum gehabt haben...

Tuesday, November 3, 2009

Geduldig & ausführlich II

Ich werd' noch ganz eitel (oder eitler als ich schon bin): Zumindest ist es immer wieder interessant, über sich - wenngleich wie stets in der Benennung als anonymer Prozessbeteiligter - in der Zeitung (Westfälische Nachrichten) zu lesen, wie nach der heutigen Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht Borken wegen sexuellen Missbrauchs Schutzbefohlener. Auffallend nur, dass es diesmal wie beim letzten Mal auch um ein Sexualdelikt ging...

Schlichte Mahnung

(Entdeckt an einer Bushaltestelle am Bocholter Bahnhof)

Monday, November 2, 2009

Noch Krise oder schon Untergang?

Titelt die BILD-Zeitung heute doch tatsächlich allen ernstes dick und fett "Die Krise ist vorbei", Grund: Massenentlassungen blieben aus. Aussagen wie diese kann man nur als bewusstes Lügen bezeichnen - oder als Naivität (bei der BILD darf man ohne schlechtes Gewissen wohl eher von ersterem ausgehen).
Dabei muss man doch bloß - wozu der BILD-Leser aber bekanntermaßen nicht neigt - eine andere Zeitung aufschlagen, eine, die ehrlich ist, eine, die die politisch-ökonomischen Zustände sachlich analysiert. Um dort die Bestätigung zu bekommen, dass die eigentliche Krise nicht vorbei ist, nicht vorbei sein kann! Denn die Krise ist das System selbst:
"[...] die Koinszidenz mit den Veränderungen der objektiven Welt gibt immer weniger Anlass, sich Hoffnungen zu machen: Die entfesselte kapitalistische Produktion, angetrieben vom Profitmotiv, führt natürlich wirklich zur Zerstörung der Welt. Sie frißt die Welt auf."

(Heinz-Klaus Metzger, zit. in: Junge Welt v. 02.11.2009, S. 12)

Saturday, October 31, 2009

"Hurra, hurra, die Braunschweiger sind da!"

Wurde ja Zeit, dass man die Braunschweiger Sport- und Fankultur in einem Film würdigt:



(Dass der beim Schweizer Filmfest auch gleich preisgekrönt wird, ist nur noch ein Sahnehäubchen.)

Friday, October 30, 2009

Einladung fürn Arsch

Braunschweig hat zwar die ganz klar die besten Fans, aber NRW ist in Sachen Fußballverrücktheit definitiv nicht zu verachten.
Da finde ich zB nach dem heutigen Feierabend an meinem Fahrrad eine Nachricht, die da lautet:
"Moin
bis heute Abend
Fußi BVB - Hertha
Tim"
Ist ja vom Prinzip her ganz nett, dass Tim an mich gedacht hat. Wer immer er auch ist. Und der Einladung wäre ich sogar gern gefolgt. Aber musste Tim sie ausgerechnet mit Kugelschreiber auf meine Fahrradsattelabdeckung schreiben...?!

Bocholter Urgebäck

Ich will ja eigentlich keine Werbung machen, aber: die Bäckerei Schroer in Bocholt (siehe Bild unten) macht nicht nur die besten Brötchen in Bocholt, sondern ungelogen die besten Brötchen, die ich jemals gegessen habe. Nicht ganz günstig, dafür in hoher Qualität, extremer Schmackhaftigkeit und großer Vielfalt (von schlichten superleckeren Roggenbrötchen über Schrot-Dinkel-Kombinationen bis hin zu abgefahrensten Mischungen wie Walnuss-Brötchen) - da kommt sogar die Bäckerhauptstadt Münster nicht mehr mit.

Thursday, October 29, 2009

Einen auf die (Wal-)Nuss

In Bocholt ist das so: Wenn man sein Fahrrad nach langem und anstrengendem Verhandlungstag von der Fahrradstation abholt, holt man nicht einfach nur sein Fahrrad ab, nein, man findet am Lenker auch einen ganzen Sack voll Walnüsse, den die Fahrradstationschefin drangehängt hat. Weil ich ihr vorher gesagt hatte, dass ich die Walnüsse, die sie mir immer in die Hand drückt, so mag. Ich hau' jetzt Tchaikovsky in den Player und dann wird geknackt.


À propos: Ich erinnere hiermit daran, dass J.M. seine Ankündigung, er werde den Spruch 'Mit dem Arsch Nüsse knacken können' am eigenen Leibe nachvollziehen, meines Wissens noch immer nicht in die Tat umgesetzt hat! Also, J.M., Nüsse sind ausreichend vorhanden...

p.s.: Alternative Topictitel (verworfen wegen zu lang, zu strange [wie Macadamia] oder nicht knackig genug): 'Going (Wal)Nuts', 'Wer die Wal(nuss) hat, hat die Qual', 'Nussnießer', 'Gruß & Nuss', 'Nur wer die Walnuss knackt, weiss was ich esse'.

Tuesday, October 27, 2009

Roland Dyens - Libra Sonatine

Die dreisätzige Libra Sonatine von Roland Dyens ist ein moderner Klassiker und für mich eines der faszinierendsten Stücke für 'klassische' Gitarre. Obwohl es im Internet technisch bessere Einspielungen zu hören gibt (zB diese eruptive Interpretation des ohnehin heftigen dritten Satzes durch Dyens himself) und ich Ahmad As-Salamounys Aufnahme des dritten Satzes auf seiner CD Brazilian Guitar für unerreichbar halte, bin ich doch ganz hin und weg von der Art, wie der junge Gitarrist Chandra Rajagopal die drei Sätze der Sonatine performt - virtuos, trotz gelegentlicher kleiner Fehler präzise und vor allem: mit Hingabe und ansteckender Begeisterung. Meine Bitte, seine Videos in meinem kleinen Blog posten zu dürfen, hat er sofort mit
"Absolutely, I would be honoured..."
beantwortet. Here we go:


Roland Dyens - Libra Sonatine I India

Roland Dyens - Libra Sonatine II Largo

Roland Dyens - Libra Sonatine III Fuoco

Обломов VII - Rex Oblomovskij

Leaf Peeping Tom

Der Herbst steht in voller Apoptose! Überall ist Sterben! Welche Freude! Bocholts bunt berankte Hausfassaden wetteifern um das farbenprächtigste Spektakel und laden zum Leaf Peeping ein.




(Manchmal wünschte ich, ich hätte eine bessere Kamera und könnte auch mit ihr umgehen - die Eindrücke sind ihrer Wirkung nicht einmal annähernd einzufangen.)

Zwingendes Argument

Stünde sie nicht im Erdgeschoss des Amtsgerichts Bocholt - und damit in der Zivilabteilung -, man könnte an ihrer Eigenschaft als 'Siegelpresse des Königlichen Hoflieferanten Liebermann' zweifeln und ihr eine, nunja, eher strafbezogene Zweckbestimmung zutrauen...

Sunday, October 25, 2009

Bereitsein war alles

Um mich vorzubereiten
auf die Belagerer
lernte ich
mein Herz immer kürzer zu halten

Das dauerte lange
Jetzt nach Jahren der Übung
versagt mein Herz
und ich sehe im Sterben das Land

als hätte nur ich
mich belagert
von innen
und hätte gesiegt:

Alles leer
Weit und breit
keine Sturmleitern
keine Feinde

(Erich Fried)

BTK heisst jetzt Rader

Nachdem ich gestern in John Douglas' 'Mindhunters, Inc' (1995) das Kapitel über den BTK-Serienmörder und insbesondere über das grausame Abschlachten der Familie Otero gelesen habe -
"Der achtunddreißigjährige Joseph Otero und seine Frau Julie waren gefesselt und mit der Jalousienschnur erdrosselt worden. Ihr neunjähriger Sohn Joseph wurde gefesselt in einem Kinderzimmer aufgefunden, mit einer Plastiktüte über dem Kopf. Die elfjährige Josephine hing, am Hals aufgeknüpft, von einem Rohr an der Kellerdecke, bekleidet nur mit einem Sweatshirt und Socken" -,
und zu meinem Entsetzen feststellte, dass Douglas die Sache darin zu einem Cold Case erklärt -
"Er war intelligent und raffiniert genug, um aufzuhören, bevor ausreichend Beweise gegen ihn gesammelt waren. Ich hoffe wir haben ihn zumindest ausser Gefecht gesetzt." -,
durfte ich heute aufatmend feststellen, dass man den BTK, dessen bürgerlicher Name Dennis Rader ist, fast 10 Jahre nachdem Douglas sein Buch verfasst hatte, gefasst und verurteilt hatte (war mir damals wohl irgendwie entgangen).
Bei YouTube finden sich filmische Aufzeichnungen, die einen gelassenen und unterkühlten Dennis Rader zeigen, wie er detailliert und fast buchhalterisch seine Taten gesteht. Die erschreckende Dokumentation eines gefühllosen Soziopathen.

Saturday, October 24, 2009

Bocholter Impressionen II - Guten Abend, gute Nacht

Danger Zone Mosse!

Eigentlich wirken die Seen des Bürgerparks Mosse ganz friedlich, ja, sogar idyllisch, und laden zum Schwimmen ein...


Gut nur, dass dieses gruselige Schild den wahren Charakter des Parks offenbart (man beachte vor allem den weit geöffneten Schlund, in den das arme Strichmännchen zu stürzen droht!):


Friday, October 23, 2009

Arbeit als Selbstzweck

Ich frage mich immer wieder, wieso offenbar die meisten Deutschen der Ansicht sind, es arbeite nur 'wirklich', wer mindestens zehn Stunden täglich damit verbringt, fast keine Freizeit hat, Hobbies allenfalls einmal im Monat nachgeht und ständig davon spricht, wie wahnsinnig viel er oder sie zu tun hat. Das ist vollkommen lächerlich.
Denn man arbeitet doch, um Geld zu verdienen! Dieses erarbeitete Geld soll wiederum dem 'Lebensunterhalt' dienen - woraus sich ergibt, dass 'Leben' zumindest begrifflich etwas anderes ist als 'Arbeit'. Verschwendet man seine Lebenszeit nun aber über die notwendige Unterhaltserarbeitung hinaus, um noch mehr Geld zu erlangen, verdient man tatsächlich seinen 'Arbeitsunterhalt', was absurd und paradox ist. Von 'Ich arbeite, um zu leben' kommt man so über 'Ich arbeite, um zu arbeiten' schließlich zu 'Ich lebe, um zu arbeiten'. Trauriges Schicksal!
Dies gilt natürlich nicht für diejenigen, die ihr Hobby zum geldeinbringenden Beruf gemacht haben (in erster Linie wohl einige [vor allem künstlerisch tätige] Freiberufler und manche Selbständige), wobei ich aber davon ausgehen darf, dass es sich dabei um eine Minderheit handelt, während die meisten es lediglich darauf anlegen, noch reicher, noch vermögender zu werden:
"Gar Manchen daher sehn wir, in rastloser Geschäftigkeit, emsig wie die Ameise, vom Morgen bis zum Abend bemüht, den schon vorhandenen Reichthum zu vermehren. Über den engen Gesichtskreis des Bereichs der Mittel hiezu hinaus kennt er nichts: sein Geist ist leer, daher für alles andere unempfänglich. Die höchsten Genüsse, die geistigen, sind ihm unzugänglich: durch die flüchtigen, sinnlichen, wenig Zeit, aber viel Geld kostenden, die er zwischendurch sich erlaubt, sucht er vergeblich jene andern zu ersetzen. Am Ende seines Lebens hat er dann, als Resultat desselben, wenn das Glück gut war, wirklich einen recht großen Haufen Geld vor sich, welchen noch zu vermehren, oder aber durchzubringen, er jetzt seinen Erben überläßt. Ein solcher, wiewohl mit gar ernsthafter und wichtiger Miene durchgeführter Lebenslauf ist daher eben so thöricht, wie mancher andere, der geradezu die Schellenkappe zum Symbol hatte."

(Arthur Schopenhauer - Aphorismen zur Lebensweisheit)

Wednesday, October 21, 2009