Friday, April 30, 2010

Verschleierte Absichten

Die Belgier haben den begrüßenswerten Schritt gemacht und den oft fälschlicherweise als (in Europa seltener anzutreffende) Burqa bezeichneten Niqab – die nur die Augen unbedeckt lassende Vollverschleierung des Gesichts der muslimischen Frau – unter Sanktion verboten.
Dies ist deswegen ganz richtig, weil die Toleranz eines Staatswesens für eine Ideologie notwendig dort enden muss, wo die Ideologie dem Staat und seiner Gesellschaft zu schaden droht. Wenn muslimische Männer von ihren Frauen – diese genauso Staatsbürger wie jene – verlangen, sich in der Öffentlichkeit in ein Gefängnis aus Stoff zu hüllen, vorgeblich zu dem Zweck, sie vor dem begehrlichen Blick vermeintlicher Vergewaltiger zu schützen, tatsächlich aber, um die Frau auch außerhalb des Hauses ihrer Freiheit zu berauben, verweigern sie den Frauen ihre Individualität, ihre Würde und ihre Menschlichkeit: niqabierte Frauen sind nichts anderes als in Uniformen eingepferchte und dadurch entmenschlichte Wesen, denen ein Recht auf Selbstbestimmung, freie Entscheidung und gesellschaftliche Gleichberechtigung genommen ist.
Vor diesem Hintergrund mutet es völlig absurd an, wenn amnesty international gegensätzlich argumentiert und behauptet, dass
“ein vollständiges Verbot, das Gesicht zu verhüllen, […] die Grundrechte von Frauen verletzt, die Ganzkörperschleier als Ausdruck ihrer Identität und ihres Glaubens tragen“.

(Quelle: Die Zeit)
Denn tatsächlich ist es ja so, dass diese Frauen entweder direkt – unter Gewaltandrohung oder gar –anwendung – oder indirekt – durch Hervorrufen von (dies- oder jenseitsbezogenen) Schuldgefühlen, innerfamiliäre Isolation und Ausgrenzung – zur Verschleierung gezwungen werden oder von Kindesbeinen an so brachial gehirngefickt worden sind, dass sie die ihnen zugedachte Rolle der im Eigentum des Mannes stehenden Sklavin bereitwillig und in dem Irrglauben, eine eigene Entscheidung getroffen zu haben, erfüllen.

Thursday, April 29, 2010

TKKG heute

Unser langer Ein Fall für TKKG-Abend mit G.S. und K.B. führte einmal mehr vor Augen, wie unterirdisch deutsche TV-Produktionen sein können, oder – um es mit den Worten Christian Pfaffs (spielt Karl als Harry Potter auf Opium) zu sagen:
„TKKG – tiefer kann keiner gehen“.
Auffallend ist, dass sämtliche Forenbeiträge und Kommentare Kai Künstler bashen, den Nachfolger von Fabian Harloff für die Rolle des Tarzan ab der siebten Folge, die er mit einer hanseatisch akzentuierten Arroganz spielt, wie man ihr sonst selten begegnet.
Nachdem wir zwei Folgen gesehen hatten (Gangster auf der Gartenparty und Haie an Bord) stellte sich uns die Frage: Was machen die 'Darsteller' eigentlich heute? Hier die gewonnenen Erkenntnisse:
Was Kai Künstler (Tarzan)
derzeit anstellt, ließ sich nicht herausfinden. Es ist aber zu vermuten, dass er unter einem anderen Namen bei DSDS als Juror sitzt.

Christian Pfaff (Karl)
hat Biologie studiert und arbeitet heute in einer Datenbankadministration als Programmierer.

Kai Maahs (Klößchen)
arbeitet „bei einer Spedition“, glaubt zumindest Jessica Gast.

Jessica Gast (Gaby)
hat sich keine Verzierungen abgebrochen, Wirtschaftsinformatik studiert und arbeitet heute als IT-Projektleiterin in Zürich.

Splitter XXI

„Vor dem Buchladen Colonial Books (Die Besten der Alten, die Besten der Neuen) blieben sie noch einmal stehen und beobachteten, wie die unvermutete Siegerin der Schlacht an der U-Bahn-Station mit großen Schritten in Richtung brennendes Flugzeug in den Park ging, während ihr von den Spitzen ihrer grauen Nulltoleranz-Frisur Blut in den Kragen tropfte. Clay war kein bisschen überrascht, dass die zuletzt noch Stehende sich als die Lady erwies, die wie eine Bibliothekarin oder Lateinlehrerin aussah, die noch ein oder zwei Jahre von einer goldenen Uhr zur Pensionierung entfernt war. Er hatte im Schuldienst etliche solcher Damen kennen gelernt. Wenn sie dieses Alter erst einmal erreicht hatten, waren sie meistens praktisch unzerstörbar.“

(Stephen KingPuls)

Wednesday, April 28, 2010

Pranist unter Beobachtung

Anscheinend - und glücklicherweise - bin ich nicht der einzige, dem an der Widerlegung von als 'Wunder' bezeichneten Scharlatanereien gelegen ist:
"Offenbar wollen Experten nun endlich die Wahrheit über das biologische Wunder ans Licht bringen. Dabei werde der Yogi rund um die Uhr beobachtet, sagte der Direktor des Defence Institute of Physiology & Allied Sciences des nationalen Verteidigungsinstituts, Govindasamy Ilavazhagan, am Mittwoch."

(Quelle: Spiegel Online)

Von Pranisten und anderen Idioten

„Jeder verarscht sich halt so gut er kann“, hat mein Philosophielehrer immer gesagt, womit er mehr denn je völlig richtig liegt.
Und grundsätzlich habe ich auch gar kein Problem damit – solange sich eben jeder nur selbst verarscht. Wenn aber die Leute anfangen, auch noch andere zu verarschen, hört der Spaß auf, vor allem dann, wenn es lebensgefährlich wird.

Ganz in diesem Sinne sprang mir heute die Nachrichtenzeile Inder soll 70 Jahre ohne Essen und Trinken gelebt haben in die Augen. Sofort kamen mir die Pranisten in den Sinn und gemeingefährliche Schwachsinnige vom Schlage einer Ellen Greve (vielen bekannt unter dem Eso-Pseudonym ‚Jasmuheen’):
„1999 willigte Jasmuheen ein, sich einer medizinisch begleiteten Testwoche des Lichtfastens ohne Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr zu unterziehen, die von der australischen Fernsehsendung 60 Minutes veranstaltet wurde. In einem Hotelzimmer wurde die von der Außenwelt isolierte Probandin rund um die Uhr gefilmt. Am fünften Tag wurde der Versuch aufgrund der Dehydrierung und des rapiden Gewichtsverlusts durch die begleitende Ärztin gegen den Willen der Probandin abgebrochen. Jasmuheen gab an, sich aus 'Arroganz und Naivität' zu dem Test verleiten lassen zu haben, rückte jedoch erst viel später von ihren für Kunden potentiell tödlichen Behauptungen ab.
Im Herbst 1999 berichtete die Presse […] von drei Todesfällen […] Die Betroffenen hatten sich allein oder mit Begleitung dem Nahrungsentzug nach den Vorgaben des Buchs von Jasmuheen ausgesetzt. Vermutlich starben sie anhand des in der ersten LNP-Woche geforderten kompletten Flüssigkeitsentzugs an den Folgen von Organversagen und Austrocknung.“

(Quelle: Wikipedia)
Deshalb, liebe James Randis dieser Welt, sperrt den indischen WeightWatcher-Granddaddy bitte ins Labor und lasst ihn seine blödsinnigen Behauptungen am eigenen Leibe falsifizieren, damit erst gar keiner auf die Idee kommt, es ihm gleichzutun.

Sunday, April 25, 2010

Protokoll eines Martyriums

Da hat die gute Frau R. aus L. in B. es tatsächlich auf sich genommen, den von mir empfohlenen Martyrs zu sehen (obwohl sie durch A L'Interieur schon vorgewarnt war) - und währenddessen den Wasserstand per SMS anzuzeigen:

24.04.2010, 12:22 Uhr

AHH noch nicht gesehen xD heute!!! Ich werde jede Szene förmlich aufsaugen und einen detaillierten Bericht liefern!



24.04.2010, 19:25 Uhr


Derzeitiger Stand: film noch nicht geschaut ;D aber immerhin arbeite ich mich ins vor ins bad um endlich zu duschen! Also halbwacher zustand erreicht



24.04.2010, 22:36 Uhr


Status: trotz unmenschlicher Müdigkeit erfülle ich meine pflicht -> film start



24.04.2010, 22:42 Uhr


Ich befürchte schon das schlimmste, vielleicht sollte ich beim filmschaun nicht essen^^



24.04.2010, 22:58 Uhr


AHH Ich hasse dich! Hilfe! Hilfe! Hilfe! Ieks ><



25.04.2010, 00:14 Uhr


Okay extrem krank, schon arg gut...aber so heftig...Bin nun gefrustet <.<



25.04.2010, 00:35 Uhr


Du und die franzosen machen mir angst ;-( sehr gut gemachter Film. Auf jedenfall packend. Ich mochte Anna so gern und hatte gehofft die schaffts :-( me traurig!

Saturday, April 24, 2010

Goldjunge

Steht vor dem Braunschweiger 'Schloss' und wartet auf den Klang der Münze:

Thursday, April 22, 2010

Bob kuckt (mit k!)

Ich bin sehr gespannt, wie der sich vor ehrlich-kritischen Worten nie scheuende Bob die ihm von mir empfohlenen drei Filme bewertet. Insbesondere hoffe ich, dass Manhattan seine Augen für Woody Allens (Meister-)Werk öffnet, auch wenn er in seinem Blog schreibt, er habe
"noch ein wenig Bedenken, da konnte mir bisher nur der jüngere Match Point wirklich zusagen".
Keine Frage, Match Point - der unbedingt im Zusammenhang mit seinem kleinen Bruder Crimes And Misdemeanours gesehen werden muss - ist großartig. Aber Woody Allen hat noch so viel mehr Grandioses geschaffen, und gerade Manhattan ist eine echte Offenbarung!

Das Umweltvernichtungsamt

Flughafengegner und Umweltaktivisten, vereint im Kampf gegen die Zerstörung des Querumer Forsts und anderer schützenswerter Naturflächen in Braunschweig, demonstrieren vor dem Gebäude des Fachbereichs Stadtplanung und (!) Umweltschutz der Stadt Braunschweig und nennen das Kind beim Namen:



Tuesday, April 13, 2010

Unwort 'Rasse'?

Ich höre B.J. schon aufschreien - und C.S. frohlocken: Der politisch korrekte Streit um den Begriff der 'Rasse' erreicht die Verfassungspolitik:
"Das Deutsche Institut für Menschenrechte hat den Gesetzgeber erneut aufgefordert, den Begriff 'Rasse' im Grundgesetz zu streichen. Jede Theorie, die auf die Existenz unterschiedlicher Rassen abstelle, sei in sich rassistisch, sagte die Direktorin, Beate Rudolf, anlässlich der Veröffentlichung eines Positionspapiers des Instituts in Berlin."

(Quelle: Die Zeit)
Stellt sich die Frage, ob allein die Anwendung des der biologischen Taxonomie entstammenden, dort klar definierten Terminus 'Rasse' auf den Menschen tatsächlich schon rassistisch ist (so C.S.) oder ob der Begriff als solcher wertfrei ist, lediglich einen naturwissenschaftlichen Sachverhalt beschreibt und erst durch die Verwendung in einem bestimmten ideologischen Kontext zum Kampfbegriff wird (so B.J.).

Monday, April 5, 2010

Splitter XX

Wenn mich einer fragen würde, wie Denis Johnson so schreibt, würde ich antworten: Nimm einen Text von Bukowski, zart und zerbrechlich, denk dir das Optimistische raus und dafür harte Drogen dazu, schon hast du einen Johnson.
Mich fragt aber keiner. Darum zitiere ich einfach wieder was von ihm:
"Als ich begriff, wie lange ich bewußtlos gewesen war und daß ich um ein Haar für immer abgetreten wäre, kam es mir vor, als glänzte unser schäbiges Zuhause wie Talmischmuck. Ich war außer mir vor Freude, daß ich nicht tot war. Ich hatte nie groß über den Sinn von allem nachgedacht, und wenn doch, dann war ich bestenfalls darauf gekommen, daß ich das Opfer eines Witzes sein müsse. Mehr war nie gewesen: kein Rühren an den Saum des Mysteriums, kein Gedanke daran, und zwar bei keinem von uns – aber da sprech ich wohl doch nur für mich selber, daß unsere Lungen sich mit Licht gefüllt hätten oder was weiß ich. Dennoch, in jener Nacht erlebte ich einen Moment voll Herrlichkeit. Ich war mir sicher, daß ich hier war, auf dieser Welt, weil ich keinen andern Ort ertragen konnte."

(Denis Johnson - Frei gegen Kaution, aus: Jesus' Sohn)

Sunday, April 4, 2010

Aus dem Jedi-Trainingscamp

Als ich meine Haustür erreiche und mich anschicke, sie zu öffnen, identifizieren mich zwei wenige Meter entfernt konspirativ zusammenstehende Typen sofort als Gefahr, und zwischen ihnen entspinnt sich folgender Dialog:
Typ 1 (flüsternd)
"Laserschwert..."

Typ 2

[keine Reaktion]

Typ 1
(lauter)
"Laserschwert!"

Typ 2

"Hä?"

Typ 1 (brüllt)
"LASERSCHWERT!!!"

Typ 2
(brüllt zurück)
"BIST DU DOOF ODER WAS?!"

Typ 1
(genervt)
"Mann, hol dein Laserschwert raus..."

Typ 2

"Achsooo..." [Nimmt sein Handy aus der Tasche, drückt ein paar Tasten, der typische Star Wars-Laserschwert-Sound ist zu hören.]
Wundert es da noch irgendwen, dass die Jedi fast ausgestorben wären? Die dunkle Seite der Macht ist eben nicht nur leichter und verführerischer, sondern vor allem eines: schneller.

Thursday, April 1, 2010

Splitter XIX

"Im Vine war es still und kalt. Der einzige Gast war Wayne. Seine Hände zitterten. Er bekam sein Glas nicht hoch.
Ich legte ihm die Linke auf die Schulter, und mit der Rechten, die durch die Opiate schön ruhig geworden war, hob ich ihm das Bourbonglas an die Lippen."

(Denis Johnson - Arbeit, aus: Jesus' Sohn)