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Weder das freundliche Angebot J.s, mich mit seinem Auto zu verfolgen und von dort mitzunehmen, noch die geradezu gefährlich-skeptisch hochgezogenen Augenbrauen des Autovermieters, der zweimal erfolglos nachfragte, ob er mir ein Taxi bestellen solle, konnten mich von diesem Vorhaben abbringen… dass mein Falk-Plan die tatsächliche Ausdehnung Münsters schwer nachempfinden lässt und aus dem Gang ein stundenlanger Marsch werden würde, sollte mir erst viel später nach meiner Rückkehr bewusst werden.
Bis dahin hatte ich Zeit, einige nächtliche Eindrücke von Münster abseits der Touristenwege zu sammeln (weniger wohlwollend könnte man auch von ‚ungewollten Umwegen’ oder ‚planlosem Umherirren trotz Stadtplans’ sprechen):Nun merk’ ich erst, wie müd’ ich binDa ich zur Ruh’ mich lege.
Ausser auf Gegend treffe ich auch auf Menschen - so zB auf die malerisch unter einer alten Kastanie lagernden Obdachlosen Jacek und Woijciech aus Polen. Die beiden befinden sich auf der Durchreise von Hamburg nach Köln, wo Jacek sich einer schweren Operation von rechtem Bein und Knie unterziehen will. Nur die 39 Euro fürs Bahnticket fehlen noch. Meinen Euro quittiert Jacek daher mit dem erfreuten Ausruf, dass nun „nur noch 38 Euro!“ fehlten. Wie er unter diesen beengten finanziellen Verhältnissen indes eine mehrere 10.000 Euro teure Operation bezahlen wollte, beantwortet Woijciech nur mit einem Achelzucken. Er wisse schon einen Weg, ist Jacek überzeugt, es gebe immer einen Weg, und schlägt sich mit der flachen Hand aufs – rechte! – Bein. Sein die Münsteraner Nacht zerreissender Aufschrei beweist neben der Stärke des Schmerzes auch die bestimmt ebenso schmerzhafte unmittelbare Erkenntnis, dass er das lieber nicht getan hätte. Ich wünsche allseits eine gute Nacht und setzte meine Reise fort.
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